Vorfreude, Zweifel, Angst: Was passiert vor einem Retreat oder Bildungsurlaub – und wie kannst du gelassen bleiben?

Du hast voller Motivation ein Retreat, einen Bildungsurlaub oder eine kreative Auszeit gebucht. Doch je näher der Termin rückt, desto häufiger tauchen Zweifel, Unruhe oder sogar Angst auf: „War das die richtige Entscheidung? Passe ich da rein? Was, wenn es zu anstrengend wird?“
Keine Sorge – diese Gefühle sind ganz normal! Sie zeigen, dass in deinem Inneren echte Veränderung vorbereitet wird. In diesem Artikel erfährst du, warum das so ist, wie dein Nervensystem darauf reagiert und wie du gezielt mit diesen Gefühlen umgehen kannst.

Warum entstehen Zweifel und Angst vor Retreats? – Ein Blick ins Nervensystem

Wenn du eine Entscheidung triffst, die Veränderung oder Wachstum verspricht, ist dein System zunächst voller Vorfreude und Motivation. Doch sobald der Termin näher rückt, meldet sich oft der Sympathikus – der Teil deines autonomen Nervensystems, der für Aktivierung und Alarmbereitschaft zuständig ist („Fight or Flight“-Modus).

  • Sympathikus:
    Wird aktiv, wenn du Unsicherheit oder Kontrollverlust spürst. Typische Symptome: Herzklopfen, Unruhe, Gedankenkreisen, Zweifel, Vermeidungsimpulse.

  • Parasympathikus:
    Ist für Entspannung, Regeneration und Sicherheit zuständig. Ziel ist es, diesen bewusst zu aktivieren, um wieder in die Vorfreude und innere Ruhe zu kommen.

Gerade bei introvertierten Menschen (aber auch bei anderen) ist diese Reaktion häufig, weil soziale Situationen, Unbekanntes oder Gruppenprozesse als besonders herausfordernd empfunden werden.

Die drei inneren Anteile und ihr Einfluss auf deine Gefühle

Nach dem Modell der Somatic Inner Parts (Internal Family Systems) wirken bei solchen Prozessen meist drei Hauptanteile zusammen:

1. Manager

Der innere Planer und Kontrolleur.

  • Sagt Dinge wie: „Hast du an alles gedacht? Was, wenn du nicht reinpasst? Was, wenn es zu viel wird?“

  • Ziel: Kontrolle behalten, Fehler vermeiden, Sicherheit schaffen.

2. Firefighter

Der Anteil, der dich vor unangenehmen Gefühlen schützen will.

  • Reagiert mit Vermeidungsstrategien: „Sag lieber ab! Bleib zu Hause! Beschäftige dich mit etwas anderem!“

  • Ziel: Schnell weg vom unangenehmen Gefühl.

3. Exiles

Verletzliche, oft kindliche Anteile, die alte Unsicherheiten oder Ängste tragen.

  • Gefühle: „Ich bin nicht gut genug. Ich habe Angst, ausgeschlossen zu werden. Was, wenn ich versage?“

  • Ziel: Schutz vor alten Verletzungen.

Diese Anteile sind nicht „falsch“ – sie wollen dich schützen. Doch sie können dich auch daran hindern, neue Erfahrungen zu machen und zu wachsen.

Übungen zur Stressregulation und zur Stärkung der Vorfreude

1. Atemübung zur Aktivierung des Parasympathikus

Setze dich bequem hin, schließe die Augen. Atme 4 Sekunden ein, halte 4 Sekunden, atme 6–8 Sekunden langsam aus. Wiederhole das 5–10 Mal.
Warum?
Der verlängerte Ausatem aktiviert den Parasympathikus und beruhigt das Nervensystem.

2. Körper-Scan mit Parts-Dialog

Spüre in deinen Körper: Wo sitzt die Unruhe oder Angst? Lege eine Hand dorthin.
Frage dich:

  • Welcher Anteil meldet sich gerade?

  • Was will er mir sagen?

  • Was braucht er jetzt?
    Schreibe die Antworten auf oder sprich sie leise aus.

3. Visualisierung: "Das sichere Ankommen"

Stelle dir vor, wie du entspannt am Retreat-Ort ankommst, freundlich begrüßt wirst und dich wohlfühlst. Male dir die positiven Aspekte aus – ohne zu perfektionistisch zu werden.
Warum?
Positive Visualisierung kann Ängste reduzieren und die Vorfreude stärken.

4. Intention Setting – Deine Ausrichtung für das Retreat

Setze dich bewusst hin und beantworte schriftlich:

  • Was wünsche ich mir von diesem Retreat/Bildungsurlaub?

  • Was möchte ich lernen oder erleben?

  • Was ist mein wichtigster Wert oder meine Intention für diese Zeit?
    Formuliere einen Satz, z.B.: „Ich erlaube mir, offen für neue Erfahrungen zu sein und gut für mich zu sorgen.“
    Platziere diesen Satz sichtbar und erinnere dich regelmäßig daran.

Warum hilft das?
Eine klare Intention gibt dir Orientierung, nimmt den Druck raus, „alles richtig machen zu müssen“, und hilft dir, dich auf deine Bedürfnisse zu fokussieren, statt auf mögliche Risiken.

5. Mini-Aktionsplan für mehr Sicherheit

  • Informiere dich noch einmal über den Ablauf, Anreise, Packliste etc.

  • Kläre offene Fragen mit dem Veranstalter (z.B. Luna Spaces).

  • Tausche dich ggf. mit anderen Teilnehmer:innen aus – oft hilft schon ein kurzer Kontakt, um Unsicherheiten zu lösen.

  • Erinnere dich: Es ist normal, vor Neuem nervös zu sein – und du bist nicht allein damit!

Fazit: Zweifel sind normal – und ein Zeichen von Wachstum

Wenn vor einem Retreat oder Bildungsurlaub Zweifel, Angst oder Widerstand auftauchen, ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern von innerer Bewegung. Deine Parts und dein Nervensystem wollen dich schützen – doch du kannst lernen, achtsam damit umzugehen, deine Bedürfnisse zu erkennen und dich aktiv auf das Positive auszurichten.
Mit einfachen Übungen, bewusster Intention und Selbstmitgefühl kannst du die Vorfreude wieder in den Vordergrund stellen und deine Auszeit bei Luna Spaces voll genießen.

Zurück
Zurück

Yin Yoga vs. Restorative Yoga: Ein tiefgehender Vergleich für dein Wohlbefinden

Weiter
Weiter

Somatic Inner Parts: Systematik & Praxis – Innere Anteile nach dem Retreat verstehen und integrieren